Leserbrief: Ein Turmbau…auf der Geba

Leserbrief: Ein Turmbau…auf der Geba

Heute erreichte uns eine Email einer Bürgerin, die bereits mehrfach Leserbriefe an die Redaktion der Lokalzeitung gesendet hat ohne dass diese dort Gehör fanden. Mit Ihrem heutigen Anliegen wendet sich die Bürgerin zum Thema „Hohe Geba“ an die Öffentlichkeit.

Anmerkung der Redaktion: Nachdem wir den Artikel am 29. Juli 2014 veröffentlicht haben, erschien der Artikel am 30. Juli 2014 auch in der lokalen Presse, gleich neben einem doppelt so großen Artikel eines Interviews mit Foto der Befürworter des Projektes.

Wir haben uns entschlossen diese Meinung zu veröffentlichen, um eine breite Diskussion dieses kontroversen Themas zu ermöglichen und weil es zur demokratischen Fairness gehört allen Meinungen, sofern nicht strafrechtlich oder moralisch relevant, eine Chance einzuräumen.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass dies eine Lesermeinung ist und nicht die Meinung der Redaktion darstellt.

Ein Turmbau…auf der Geba

Die Rhön ist einfach wunderbar. Bergkuppen, stille Landschaft, das Land der offenen Weiten…
Wir wandern dort oft, besonders auf der hohen Geba. Es macht uns auch nichts aus, dass die Anfahrt ein wenig verzwickt ist. Man schlängelt sich durch Täler und auf schmalen Straßen, dann geht es rechtwinklig ab von der schmalen Dorfstraße bergan, immer höher, bis man schließlich den alten Truppenfahrweg von vor 25 Jahren erreicht, der von der Zufahrt zum Ort Geba abbiegt.

Von nun an führt das Sträßchen durch Felder und Wiesen bis man dann auf dem kleinen Parkplatz landet, unweit der Wirtschaft, die im Barackenbau ein nimmermüder Mensch bewirtschaftet. Am Wochenende und wenn das Wetter schön ist, verirren sich auch mal 30 Personen dorthin, nachmittags auch mit Oma und Opa im Gepäck, die Kinder spielen friedlich auf dem kleinen Abenteuerspielplatz und rundherum ist Luft und Licht genug für alle, wenn kein Nebel ist, denn der ist dort oben oft, so ca. an 200 Tagen im Jahr. Prominenz trafen wir noch nie dort. Also lokale wie andere. Und wir
sind oft dort oben, zu jeder Jahreszeit, weil die stillen Wege Raum lassen für Gedanken und Eindrücke. Ein einziges Mal, da brauste eine Fahrzeugkolonne an uns vorbei, schwarze Limousinen, wichtige Gesichter darin ganz wichtige, die furchtbar schnell ausstiegen, in den unterhalb der alten Gebäude neu errichteten Bau verschwanden und als wir nach 3 Stunden unser einsam auf dem Parkplatz stehendes Auto bestiegen, zurückbrausten. Das wars.
Und nun ein Turm, dort oben, ein schiefer, den alle Welt sehen muss oder will. Wie oft wird jemand kommen, um viel Geld auszugeben für etwas, das – mal abgesehen von der Schiefe, wenn das denn eine Attraktion an sich sei – er gut und gern auch ohne Eintritt haben kann?

Wäre man nicht gewarnt durch so viele Investitionsruinen, Spaßbaddesaster, Unsinnsobjekt, man könnte meinen: Ach lasst uns doch einfach mal drauflos bauen….alles andre kommt schon. Wenn ich dann lese, dass Kommunen nicht mal das Geld haben ihre spärlichen Wanderwege instand zu setzen, geschweige denn so herzurichten, dass sie heutigen Anforderungen genügen, dass man sich um jeden Euro zankt in den Finanzplänen, dass immer wieder die Eigenheimbesitzer mit höheren Grundsteuern zur Kasse gebeten werden, dann kann ich nur sagen: Wehret den Anfängen! Lasst die Geba in Frieden! Bringt die Dinge, die wir haben, in Ordnung, pflegt Straßen und Anlagen so, dass man sich nicht schämen muss. Da ist genug zu tun. Es ist eine lange Geschichte zurück bis zu der Erzählung von Babel und von der Selbstüberschätzung des Menschen. Und gelernt…gelernt hat man immer noch nicht.

Sunnihild Schmidt, Schmalkalden

Foto: Der de:Gebaberg, Rhön, Deutschland Source: taken by SehLax on 28/08/2005 auf http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gebaberg_gesamt.jpg

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