Die Schwarzen und der schwarze Humor
19erschienen am 19.02.2018 im Meininger Tageblatt
Inflationär wird der Aschermittwoch für politische Abgesänge auf den Karneval und gereimte Satireangriffe auf politische Gegner genutzt. Grund für die Meininger CDU, sich davon zu unterscheiden. Sie lud am Samstag zum 2. Schwarzen Katerfrühstück ein.
Meiningen – Simsalabim – viermal schwarzer Kater: Erinnerungskrüge mit dem Abbild des namensgebenden Tierchens zauberte Moderator und CDU-Bürgermeisterkandidat Thomas Fickel am Sonnabend nach jeder der vier politischen Büttenreden zum 2. Katerfrühstück des Meininger CDU-Stadtverbands im Restaurant Goldener Zwinger aus dem „Hut“.
„Mäninge, mein Mäninge“
Nur er selbst, der sich eingangs der nachkarnevalistischen Politveranstaltung an seine erste Bütt heranwagte, ging in dieser Hinsicht leer aus. Dafür bescheinigte ihm aber ein Profi der Bütt und der politischen Bühne, Michael Heym, die Feuertaufe mit Bravour gemeistert zu haben. Thomas Fickel, der sich im April als CDU-Kandidat um das wichtigste Amt der Stadt bewirbt, hatte natürlich vor allem den Fokus auf seine Heimatstadt gelegt: „Mäninge, mein Mäninge, was biste doch so schö“. In Reimen feierte er, dass die rot-rot-grüne Landesregierung mit ihren Gebietsreformplänen gescheitert ist und Meiningen bis auf Weiteres Kreisstadt bleibt. Längst schon im Wahlkampfmodus stellte der CDU-Stadtratsfraktionschef klar, dass Vorhaben wie die Volkshaussanierung und die Besiedlung des Industriegebiets Rohrer Berg ohne CDU-Unterstützung nicht eine solche Entwicklung hätten nehmen können: „Das Volkshaus ist ein Großprojekt, im neuen Glanz bald strahlt, als sei es sein Prestigeprojekt, der Bürgermeister prahlt. Doch nur durch Stimmen der CDU die Sanierung endlich gelang. Bei Kostensteigerung um ne Million, da wird mir angst und bang.“ Auch die SPD-Personalpolitik und die bisher bekannten Mitbewerber um den Bürgermeisterstuhl bekamen bei Fickel ihr Fett weg, bevor er die Bütt Michael Heym überließ: „Er ist bekannt für deutliche Worte und gehört zum System Mohring. Er ist seine rechte Hand“, kündigte er den CDU-Landtagsabgeordneten und Kreisvorsitzenden an.
„Linke wie rechte Nieten“
Der appellierte an seine Parteifreunde, nicht dem linken Lager „die Deutung, wo die Zukunft liegt“ zu überlassen. „In diesem Sinn, nicht für die Katz, macht klar das Wort und zwar in schwarz!“, ermunterte der Mann der klaren Worte am Ende seiner Bütt. „Das unsre Kinder, die wir lieben, genau in einem Deutschland leben, auf das man stolz ist und dies sagt, den Wohlstand mehrt und auch mal wagt, den Rändern klar die Stirn zu bieten, das gilt für linke wie für rechte Nieten.“
In seinem satirischen Rückblick drehte er die große Runde vom Bund über das Land zu Kreis und Stadt. Große Sorgen bereitet ihm der GroKo-Deal mit weitreichenden Zugeständnissen der Kanzlerin an die SPD. Kritisch sieht er, dass die politischen Farben verschwimmen: „Wenn’s nur noch ums Regieren geht, man nicht mehr weiß, wer für was steht, wenn ewig und dann schlecht gewerkelt, dann sind wir langsam ausgemerkelt.“ Überhaupt machte Heym auch bei dieser Gelegenheit aus seiner Unzufriedenheit mit der Kanzlerin keinen Hehl: „Die Leut‘ sind satt von hohlen Reden, vom Land, in dem wir gerne leben.“ Er wünschte sich mehr Ordnung und Sicherheit und in der CDU-Politik frischen Wind – und wenigstens einen Ossi im Kabinett. Und war damit auch schon in Thüringen angekommen.
Auch er verbarg seine Schadenfreude nicht, dass die Gebietsreform von „Bodos Chaostruppe“ eine Bauchlandung wurde. „So ist das, wenn man sich verrennt, dies Land und Leute doch nicht kennt“, kommentierte Heym. Er teilte auch gegen Justizminister Lauinger aus, der im Knast immer mal wieder einen „Tag der offenen Tür“ möglich mache. Lobend äußerte er sich dagegen über seinen einstigen SPD-Konkurrenten zur vorigen Landratswahl, Peter Heimrich, der nicht wieder antritt. „Gedankt sei ihm für seine Worte, Gebietsreform und Flüchtlingswahn, die Erfurter Regierungshorde konnt‘ mit ihm öfter Schlitten fahr’n.“ Lustig machte sich Heym über die „Nationale Front“ von SPD und Linken bei der Nominierung einer gemeinsamen Kandidatin zur Landratswahl. Zugleich warb er für die junge CDU-Frau Christiane Barth: „Aus Wasungen und erdverbunden, spricht deutsch und englisch und auch platt. Ihr Kompass stimmt und unumwunden, was Landrat braucht, sie alles hat.“ Auch Thomas Fickel gab er für dessen Bürgermeisterkandidatur Schützenhilfe. Der Amtsinhaber „Fabi“ sei „nicht schlecht, jedoch zu toppen“. Fickel kämpfe mit dem Florett, beherrsche im Fall der Fälle aber auch das Schwert.
Ehrenwimpel
Mit 82 Jahren politikerfahren, aber karnevalistischer Neuling, betrat Waldemar Golze die Bütt des Schwarzen Katerfrühstücks. Allerdings drehte sich ihm beim Gedanken an die GroKo der Magen um: „Oh Angela, was hast du gemacht … Das Finanzministerium hast du weggegeben und damit sollen wir jetzt vier Jahre leben … Die Ministerverteilung ist auch ein Graus. Für 12 Millionen Bayern springen drei Minister raus. 15 Millionen bringen die neuen Bundesländer ein, Ministerzahl null – das kann nicht sein.“ In Reime packte er seine Sorge um den Schwund bei CDU und SPD, außerdem forderte er eine politische Verjüngung in der CDU, wie es in Frankreich und Österreich vorgemacht wurde. „Schick die Alten in die Rente, wir brauchen eine Erneuerung in der politischen Wende“, mahnte er in Richtung Kanzlerin und empfahl ihr Leute wie den Südthüringer Mark Hauptmann. Am Ende dieses Schwarzen Katerfrühstücks schließlich sollte Waldemar Golze noch von der Stadtverbandsvorsitzenden Silke Schulz den Ehrenwimpel „Schwarzer Kater mit Biss“ bekommen, „der Personen des öffentliches Lebens verliehen wird, die sich gesellschaftlich und politisch engagiert haben“. Die Wahl sei einstimmig auf Waldemar Golze gefallen, der seit 48 Jahren in der CDU sei und nicht müde werde, den Mund aufzumachen und sich für seine Stadt und die CDU einzusetzen, begründete Silke Schulz.
Generation Zukunft
Doch bevor es soweit war, gehörte die Bühne zunächst der jungen Generation. „Intelligent, jung, weiblich, Mutter und aus der Generation Zukunft der CDU. Und – ja, sie schafft das alles“, wurde diese Bütt-Premiere anmoderiert. Die Wasungerin Christiane Barth erklärte schmunzelnd, dass das für sie als Karnevalsstädterin die erste Bütt ihres Lebens sei, noch dazu in Meiningen. „Als Mutter weiß man in der Tat, dass man Verantwortung übernommen hat“, schickte sie voraus und stellte sich vor: „Ich bin kein Sprücheklopfer im feinen Zwirn, ich bin bodenständig, aber dafür mit Hirn.“ Schließlich beschrieb sie ihren Frust über die Kindereien in der rot-rot-grünen Landespolitik und über Landeschef Bodo Olsen, der (k)einen Plan hat.
Für den Spaß zuständig
Für den Spaßfaktor und ein bisschen auch für politische Kommentare war erklärtermaßen Altlandrat Ralf Luther zuständig, der keine närrische Saison auslässt. Nach Meiningen kam er mit Hausmeister-Krause-Hütchen. Der Karnevalsprofi konnte aus seinem reichen Fundus an Geschichten und Pointen schöpfen und seine Bütt spontan zusammenbauen. Die ewige Angela, ließ er wissen, wolle die Monarchie wiedereinführen. Entweder werde sie, um ihre Nachfolge zu sichern, einen unbegleiteten minderjährigen Flüchtling adoptieren oder dank heutiger Medizin noch schwanger werden. Südtiroler erhellten Luther, warum die Biathlon-Weltcups in Oberhof schon seit zehn Jahren unter „Scheißwetter“ leiden: „Bei Euch im Osten gibt es zu viele Atheisten.“
Natürlich sparte er auch nicht mit seinen berühmten – mal derben, mal politischen – Witzen. Und schließlich schlug er ungereimt auch ernstere Töne an. Die Kritik an der GroKo hält er für berechtigt, aber es sei auch ein Stück Verantwortung weiterzumachen. Dennoch wäre es an der Zeit für Merkel, bald den Parteivorsitz abzugeben und jemand Zukunftsfähigen zu installieren. Wie schon Michael Heym zog auch Ralf Luther den Hut vor seinem Amtsnachfolger Peter Heimrich: Wie der gegenüber Erfurt für den Kreiserhalt und für seine Position in der Flüchtlingspolitik gekämpft habe! „Das könnte ich alles unterschreiben. Er wird nicht umsonst der schwarze Peter genannt.“ Auch der jungen Christiane Barth traue er das Amt absolut zu. Als Landrat könne man eine ganze Menge tun für die Region. „Versuchen wir also, das Amt zurückzuholen!“